Die Kunst des Zusammenlebens – in Bautzen erprobt

Das Projekt „Die Kunst des Zusammenlebens“ war 2022 ein Kooperationsprojekt zwischen Kulturpartner II „Deutsch-Polnische Festivals, Performances, Konzerte, Workshops & Ausstellungen“ und dem Projekt „Gemeinsam in Bautzen- Zhromadnje w Budyšinje“ des sächsischen Programms Orte der Demokratie sowie des Projektes Pro Chance der Mobilen Jugendarbeit der Stadt Bautzen. Alle drei Projekte sind beim Steinhaus e.V. Bautzen angesiedelt. An unserem Projekt war besonders, dass im Rahmen einer Deutsch-Polnischen Jugendbegegnung mit Jugendlichen auf internationaler Ebene das Thema Demokratie mit dem Titel „Die Kunst des Zusammenlebens“ künstlerisch mit Graffiti, Musik, Animation und Film bearbeitet wurde.

Mit dem Projekt wurden sehr unterschiedliche Jugendliche aus verschiedenen Milieus, gesellschaftlichen Hintergründen bzw. auch marginalisierte Gruppen erfolgreich erreicht. Weiterhin war besonders wertvoll, dass die Jugendlichen mit ihrer künstlerischen Intervention in den Stadtteil gegangen sind und dadurch sichtbar wurden. Außerdem haben die Jugendlichen mit Bewohnerinnen von 2 Stadtteilen in Bautzen zum Thema Demokratie gearbeitet. Weitere herausragende Merkmale des Projekts waren, dass die Jugendlichen ihre künstlerischen Arbeiten am Ende bei einem neuen Dialogformat zu dem Thema „Die Kunst des Zusammenlebens“ mit Bürger*innen in zwei Stadtteilen in Bautzen präsentierten und moderierten und Jugendliche sowie Bewohner*innen über die künstlerische Intervention zum Thema Demokratie gemeinsam ins Gespräch gekommen sind. Zusätzlich wurde bei einem Dialogformat in einem Stadtteil ein besonderer Ort in einer Kleingartensparte ausgewählt, um Menschen zu erreichen, die wir mit kultureller und politischer Bildung bisher nicht oder schwer erreichen konnten.

Es ist ebenso gelungen, dass Künstler*innen/ Workshopleiter*innen/ Moderator*innen/ Personen mit verschiedenen Hintergründen teilgenommen haben. (mit und ohne Migrationshintergrund, männlich/ weiblich, aus der Region / aus anderen Bundesländern/ bzw. anderen Ländern)

Wie wurde das Projekt gestaltet?

Die deutsch-polnische Ferienbegegnung mit zwanzig Teilnehmenden aus Bautzen und Jelenia Góra widmete sich dem Thema „Die Kunst des Zusammenlebens“. Zu Beginn des Projekts (1 Tag) wurden folgende Fragen mit der World Cafe Methode mit den Jugendlichen besprochen. „Was macht, eurer Meinung nach, ein gutes Zusammenleben in einer Stadt für alle Bewohner_innen aus? Was braucht es dafür? „Was kann, eurer Meinung nach, jede/r Einzelne da für ein gutes Zusammenleben beisteuern? Was kannst du konkret tun?“

Darauf aufbauend wurde in künstlerischen Workshops mit verschiedenem Künstler*innen (2-5 Tag) GRAFFITI, MUSIK, ANIMATION & FILM dann Szenen und Kunstwerke im Steinhaus Bautzen erarbeitet.

Im Workshop Graffiti hat jeder Teilnehmende, neben Sketchen und Sprühen auf legalen Wänden in der Stadt ein eigenes Graffiti auf einer großen mobilen Wand entworfen. Aus diesen Werken wurde mit den Teilnehmenden eine Ausstellung für eine finale gemeinsame Dialogveranstaltung entwickelt. Dort wurden Bilder zu den Themen Frieden, Freiheit, Meinungsbildung und Schutz von Minderheiten von den Jugendlichen entwickelt. Im Workshop Musik wurden Songs zu der Fragestellung „Was kann jeder für ein gutes Zusammenleben in einer Demokratie tun“ selbst geschrieben und komponiert sowie die Musik für die Animationsfilme erarbeitet. Es wurde ein Hauptsong „River of Amazement“ entwickelt. Dabei waren den Jugendlichen die Themen Willkommenskultur, Toleranz, und gute Kommunikation wichtig. Im Workshop Animation wurden Stop Motion Kurzfilme selbst entwickelt, gemalt, gedreht und geschnitten. In den Kurzfilmen beschäftigten sich die Jugendlichen vorallem mit dem Thema Konflikten, Anders sein und Diversität. Im Workshop Film wurde ein Film zum Thema Graffiti gedreht und Interviews mit Bewohner*innen gefilmt. Der Dreh wurde komplett von den Jugendlichen selbst unter Anleitung geführt. Dort wurden spezifische Themen aus den Stadtteilen herausgefunden.

Die vier Workshops haben anfangs innerhalb der künstlerischen Sparten agiert und dann gemeinsam übergreifend eine Präsentation für eine Dialogveranstaltung mit Bewohner*innen der Stadtteile Allendeviertel und Innenstadt in Bautzen vorbereitet. Es wurde ein Film über das Graffitisprühen gedreht, Musik selbst für die Animationsfilme geschrieben und aufgenommen und alles gemeinsam entwickelt.

Mit den Ergebnissen aus den Workshops wurde dann gemeinsam mit einer externen Moderation (Felipe Frozza) die Dialogveranstaltung vorbereitet und umgesetzt. (5-6 Tag) in denen sich gleichsam die Visionen eines guten Miteinanders der Jugendlichen und jungen Erwachsenen spiegeln und das Publikum mit spannenden Fragestellungen zum miteinander reden eingeladen wurde.

In den zwei Aufführungen am 13.08.2022 im Steinhaus Bautzen und am 14.08.2022 im Treffpunkt in der Kleingartenanlage Friedensfreunde Bautzen e.V. wurden alle Bürger*innen, Kunstinteressierten und Kreativen Bautzens eingeladen, an einer kreativ-künstlerischen Entdeckungsreise teilzunehmen und diese durch eigene (künstlerische) Beiträge selbst mitzugestalten!

Der Ablauf wurde so organisiert: Zu Beginn des Formats hat die Moderation gemeinsam mit den Jugendlichen in das Thema eingeführt, die Musiker*innen haben einen Song gespielt und danach wurden die Filme präsentiert. Anschließend haben sich die Besucher*innen gemeinsam an kleinen Tischen über die Filme ausgetauscht haben, was das mit Ihnen und ihrem Zusammenleben in ihrem Stadtteil zu tun hat. Auf den Tischen konnte man seine Gedanken schriftlich festhalten. Dann gab es wieder einen musikalischen Beitrag.

Daraufhin erfolgte die Präsentation der Ausstellung der Graffitiworkshops. Die Jugendlichen stellten ihre Werke selbst vor. Die Besucher*innen besichtigten die Graffitis und kamen mit den Jugendlichen als auch mit den anderen Besucher*innen ins Gespräch. Als letzten inhaltlichen Impuls wurden dann die Filme gezeigt und es gab eine dritte Austauschrunde. Zum Abschluss wurde der Song „River of Amazement“ gespielt und die Menschen konnten sich in guter Atmosphäre über ihre Themen austauschen. Die Moderation rundete die Dialogveranstaltung ab und fasste alle Themen zusammen.

Der besondere Ort konnte durch das Stadtteilbüro aus dem Projekt „Gemeinsam in Bautzen Zhromadnje w Budyšinje“ im Rahmen des Programms Orte der Demokratie akquiriert werden. Die Engagierten des Stadtteilbüros Allendetreff, welches durch das Programm begleitet wird, war Türöffner für die Kleingartensparte und der Zielgruppe aus dem Stadtviertel, die Veranstaltungen kultureller und politischer Bildung bisher kaum erreichen. Die Dialogveranstaltung an diesem besonderen Ort war besonders wirkungsvoll. Durch die Begegnung dieser sehr verschiedenen Gruppen (diverse Jugendgruppe und Menschen mit eher vielfaltablehnender Haltung) konnten Perspektivwechsel zu den Lebenswelten erst ermöglicht werden. Im Stadtteil wird auch nach einem Jahr immer noch über diese Dialogveranstaltung gesprochen und diskutiert.

Wer war die Zielgruppe?

Die Jugendlichen in der Jugendbegegnung kamen aus den Stadtteilen Allendeviertel und Innenstadt Bautzen und aus Jelenia Gora im Alter von 14-22 Jahren. Es waren Jugendliche mit Migrations- und Fluchthintergrund dabei. Mädchen und Jungen. Es waren Jugendliche aus schwierigen Milieus dabei (Armut, Arbeitslosigkeit im Elternhaus) und sie hatten unterschiedliche schulische Hintergründe (Förderschüler*innen, Realschüler*innen, Gymnasiast*innen, Student*innen). Die Besucher*innen der Dialogveranstaltungen waren Eltern und Freunde der Jugendliche als auch andere Bewohner*innen aus dem Stadtteil, die sich bisher noch nicht kannten und die bisher wenig bis gar keine Angebote der kulturellen und politischen Bildung wahrnehmen.

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