
Was ist das für eine Stadt, Kommune, Dorf, wo sich euer Ort befindet?
Der Stadtteil Pirna Sonnenstein liegt in sich abgeschlossen auf einer Ebenheit über der Altstadt Pirna, einer kleinen Kreisstadt im ländlich geprägten Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Der Stadtteil hat eine wechselvolle Geschichte: Ländliche Prägung, NS-Diktatur, Tötungsanstalt, Vertriebenenunterkunft, Standort der DDR-Luftfahrt-, Rüstungs- und Strömungsmaschinenindustrie, wirtschaftlicher Aufschwung, Plattenbauten, Wende, wirtschaftlicher Abschwung, Wegzug, Strukturabbau, Leerstand, Verfall. Von ehemals 17.000 Menschen leben aktuell knapp 7.000 Menschen im Stadtteil. Im strukturschwachen Pirna-Sonnenstein leben überdurchschnittlich viele Senior*innen, Sozialleistungsempfänger*innen, Migrant*innen. Die Sonnensteiner*innen waren schon immer auch „die da oben“, die neu zugezogenen aus dem Erzgebirge im Wirtschaftsaufschwung, die Spätaussiedler*innen, die Geflüchteten. Der Stadtteil wie seine Bewohner*innen werden oft benachteiligt und stigmatisiert.
Was wollt ihr mit eurem Ort der Demokratie erreichen in den nächsten Jahren?
Wir möchten einen offenen Raum schaffen, in dem die Vielfältigkeit der Erfahrungen, Perspektiven und Bedürfnisse respektiert und gelebt werden. In dem Menschen sich motiviert und ernst genommen fühlen, zu partizipieren; in dem Barrieren der Teilhabe gesehen und abgebaut werden – auch wenn es anstrengender ist; einen Raum, in dem wir Meinungskonflikte nicht fürchten oder ignorieren, sondern demokratisch – also wertschätzend und im Rahmen des Grundgesetzes – diskutieren.
Wir werden Zuhause für Zivilgesellschaft und Partizipation – v.a. durch das vielfältige ehrenamtliche Engagement und die Offenheit für viele Gruppen.
Wir werden Ort der Begegnung: Wir haben gemeinsam unsere Lebenswelt, den Sonnenstein gestaltet, verschiedene Bedürfnisse kennen gelernt und Kompromisse gefunden.
Wir werden Ort der Auseinandersetzung: In jährlichen DemoSlams oder ähnlichen Formaten und kleineren Austauschrunden haben wir uns gestritten und lernten dabei, Konflikte und Ambivalenzen auszuhalten, Vorurteile zu hinterfragen, die Weite und die Grenzen einer grundrechtsorientierten Meinungsfreiheit zu respektieren.
Wir werden Ort der Inklusion: Wir lernen von Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Wir nehmen Kritik an Barrieren ernst, wir wollen diese gemeinsam abbauen.
Was ist eure größte Herausforderung?
Die Renovierung des Ortes. Beziehungsweise davor erst einmal: Uns endlich in allem einig mit der Vermieterin zu werden und starten zu können.
Demokratie heißt für mich/uns…
Menschen erfahren, dass ihre Ideen und Bedürfnisse wichtig sind und können ihre Fähigkeiten nutzen, mitzugestalten. Je mehr Perspektiven aufgezeigt werden, desto besser.
Beispiele unserer praktischen Arbeit sind….
Straßenfest (mit Austausch- und Umfrageformaten)
Ausstellung (z.B. zur postmigrantischen Gesellschaft; Diskriminierung etc.)
Open Air Kino-Festival (Dokumentationen, internationales Kino etc.)

Träger: AG Asylsuchende Sächsische Schweiz – Osterzgebirge
Ansprechpartnerin: Kathrin Damm
Mail: kathrin.damm@ag-asylsuchende.de
Tel: 03501-75994324
Adresse:
01799 Pirna, Remscheiderstrasse 2a
Webseite:
https://ag-asylsuchende.de