Was ist das für eine Stadt, Kommune, Dorf, wo sich euer Ort befindet?

Ebersbach-Neugersdorf ist eine Oberlausitzer Kleinstadt mit einer bedeutenden Industrie-Geschichte, von welcher größtenteils nur noch Wiesen, weite Asphaltflächen und Ruinen künden. An der Grenze zu Tschechien und an der B96 gelegen ist hier wie unter einem Brennglas zu erleben, wie sich in einer stark strukturell und sozial benachteiligten Region Sachsens, die von den demographischen Entwicklungen im ländlichen Raum besonders betroffen ist, alle Problemlagen und Herausforderungen abbilden, vor denen das demokratische Gemeinwesen des ganzen Landes steht. Im Kleinen wie im Großen finden sich hier wie allerorten ermutigendes Engagement von Kommunalpolitiker:innen und Bürger:innen, die unter schwierigen Bedingungen ein gutes Leben zu gestalten versuchen, aber auch Skepsis, Angst und Ressentiments, die zu politischen Protesten bis hin zum inneren oder gar aktiven Ausstieg aus demokratischen Prozessen führen. Diese Lebensäußerungen sind nicht einzelnen Gruppen zuzuordnen, sondern finden sich oftmals gleichzeitig, einander überlagernd in vielen der so heimatverbundenen Menschen unserer Stadt, quer durch die Generationen.

Was wollt ihr mit eurem Ort der Demokratie erreichen in den nächsten Jahren?

Der Titel Projektes „Demokratie zwischen „B96“, Grenze und Engagement: das Miteinander wiederfinden.“ ist auch das übergreifende Ziel unserer Aktivitäten. In der Kooperation der Partner Lebens(t)räume e.V., GründerZeiten e.V. und der Stadtbibliothek Ebersbach-Neugersdorf mit all ihren spezifischen Kompetenzen, Zugängen, Netzwerken und Erfahrungen wollen wir in der Projektlaufzeit demokratisches Bürger:innenengagement stärken, den Erwerb von Medienkompetenzen ermöglichen, kulturelle Vielfalt stärken und neue Wege eines Miteinanders trotz teilweise weit auseinander triftender politscher Ansichten in unserem Gemeinwesen eröffnen und ausprobieren. An dafür interessanten Orten und Gelegenheiten soll ein demokratieförderlicher Umgang gestärkt werden. Das Projekt will auch Menschen zusammenführen und vernetzen, die sich für ein solches Miteinander einsetzen (wollen) und ihnen dabei Wissen und Ressourcen zugänglich machen.

Was ist eure größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung ist, in der knappen Zeit von drei Jahren, Grundlagen, Prozesse, Ressourcen und Gemeinschaften zu stiften bzw. zu befördern, welche nach Projektabschluss selbstständig für die Bewahrung der Akzeptanz der demokratischen Grundlagen des Gemeinwesens und eines demokratischen Lebens vor Ort wirken (können). Das heißt für uns mit der Crux produktiv umgehen zu lernen, dass die unternommenen Aktivitäten einen langen Atmen brauchen, um gefestigten Entwicklungen zu etablieren und eindeutig messbare Wirkungen zu zeigen. Um neue Erfahrungen zu machen, gefestigte Überzeugungen in Bewegung zu bringen, braucht es mehr Geduld und Zeit, als es die gegenwärtigen politischen Verhältnisse und das berechtigte Interesse der Fördermittelgeber an einer Wirksamkeit der Fördergelder erfordern.

Demokratie heißt für mich/uns…

… von den vielen ebenbürtig wichtigen Aspekten von Demokratie besonders kulturelle Vielfalt, die Belebung von Diskursen und Engagement für das Leben der Stadtgesellschaft jenseits weltanschaulich festgelegter Lebenskreise zu initiieren und den Erwerb von Kompetenzen für die individuelle Urteilsfähigkeit möglich zu machen – alles Voraussetzungen für demokratisches Engagement des Einzelnen und von Gruppen gleichermaßen.

Konkret machen wir zum Beispiel: